Montag, 7. Februar 2011

Wer ist jetzt dran, die Facebook- oder die Twitter-Generation?

Die berühmten sozialen Netze sind in aller Munde. In den letzten 3-4 Jahren habe ich in mehreren von ihnen herumgeschnuppert. Mit Schnuppern meine ich, dass ich ein Konto eingerichtet habe, passiv das Geschehen beobachtete und hin und wieder aktiv eingriff. Richtig warm geworden bin ich mit keinem. Aber jetzt der Reihe nach.

Zuerst begann ich mit MySpace. Vor einer Weltreise, die mich nach Indonesien, Singapur, Malaysia, Myanmar und Indien bringen sollte, wollte ich feststellen, ob man mithilfe dieses Netzes vielleicht einige interessante Kontakte in diesen Ländern aufbauen könnte. Die Art der persönlichen Informationen (inkl. Hobbies, Fotoposen), die Männer und Frauen in diesen Ländern von sich abgaben, bewog mich, das Experiment fallen zu lassen.

Dann kam Second Life. Vor allem Firmen stiegen ganz groß ein. So dachte z.B. der Daimler-Konzern, dass er einen neuen Werbekanal für seine Luxus-Limousinen erschlossen hätte. Andere, aber auch Privatleute, gaben Geld dafür aus, um sich virtuellen Landbesitz anzueignen. Da ich schon seit längerem Häusle-Besitzer bin, hat mich das nicht sehr gereizt. Nach etwa einem Dutzend Anläufen gab ich schließlich auf. Mein Avatar ist jetzt bestenfalls eine Karteileiche. Offensichtlich ging es mehr Leuten ähnlich wie mir. Im Moment müssen MySpace und Second Life Mitarbeiter entlassen. Bald werden sie ganz vergessen sein. 

Die aktuellen Stars heißen Facebook und Twitter. Facebook soll 600 Millionen Nutzer auf der ganzen Welt haben, Twitter nicht viel weniger. Das sind astronomische Zahlen. Ich habe Konten bei beiden Systemen, und zwar seit mehreren Jahren.

Ich begann mit Twitter. Ich setzte einige Nachrichten darüber ab, was ich gerade gelesen und gegessen hatte. Ich bekam auch einige Followers (das sind Leute, die mir folgen). Es waren immer nur Leute, die ich nicht kannte. Ich habe sie alle wieder abgehängt. Dafür beschränkte ich mich immer mehr auf Followings (Personen, denen ich folge). Dabei variiere ich diese häufig. Zuerst verfolgte ich Barack Obama während seines Wahlkampfes. Als er Präsident geworden war, bombardierte er seine Followers mit etwa 20 Nachrichten pro Tag. Das war mir dann doch zu viel. Genau so erging es mir mit der Stuttgarter Zeitung. Jetzt betreibe ich das Verfolgen sehr selektiv. Ich begann mit Thorsten Schäfer-Gümbel, den hessischen SPD-Kandidaten, während seines Wahlkampfs. Jetzt verfolge ich Julia Klöckner, die CDU-Kandidatin in Rheinland-Pfalz. Auch die Karikaturistin Schnutinger, mit der ich geschäftliche Kontakte hatte, macht mit ihren Tweeds (so heißen die Twitter-Nachrichten) auf amüsante Weise auf sich aufmerksam.

Bei Facebook ist das Spiel etwas anders. Hier hat man Freunde. Ich habe deren acht. Sie haben mich alle als Freund akzeptiert. Dazu gehören zwei meiner Enkelkinder. Ich kann z.B. verfolgen, von wem sie angeschrieben werden. Meine Tochter war etwas überrascht, als ich ihr sagte, dass ihre Tochter (16 Jahre alt) bei Facebook als Flittchen (engl.: ‚slut´) bezeichnet würde. Weder Mutter noch Tochter kannten dieses Wort überhaupt. Ansonsten sind beide Enkelkinder aktiv bei dem Spiel Farmville dabei.

Der zweite Bereich von Facebook sind Seiten, die man interessant findet. Hier verfolge ich unter anderem die Gegner und die Befürworter von Stuttgart 21. Es gibt dazu mehrere Seiten. Dann die Fachgesellschaften ACM, IEEE und GI, sowie die Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ein Freund aus Amerika veröffentlicht seine Blog-Einträge auch über Facebook. Ich kann mich allerdings noch nicht entschließen, dasselbe zu tun. Neuerdings entsteht eine Gemeinschaft um einen befreundeten Verleger herum (Informare!Community), von der ich mich berieseln lasse. 

Im fernen Ägypten spricht man vom Facebook-Aufstand. Ich stelle mir vor, dass es in Kairo etwa so läuft wie hier im Ländle bei Stuttgart 21. Hier in Stuttgart gibt es täglich mehrmals Nachrichten, in denen mitgeteilt wird, wer was gesagt oder getan hat. Mit dazu gibt es Web Links zu vollständigen Texten oder zu Filmen. Mitschnitte der von Heiner Geißler geleiteten Schlichtungen waren einmal der Renner. Im Übrigen erfährt man, wer wo demnächst einen Vortrag hält, oder wer sich wann und wo zu welcher Demonstration verabredet hat. Dass alles per Flugblätter oder Telefon zu machen, wäre erheblich schwieriger. Facebook und Twitter unterstützen also Graswurzel-Aktivitäten, oder um es hochtrabender zu sagen, den Demokratisierungs­prozess.

Zum Schluss noch einige Bemerkungen über zwei Netze, die oft übersehen werden. Es sind Xing und LinkedIn. Sie haben beide das gleiche Ziel, nämlich die geschäftliche Kommunikation unter beruflich Aktiven zu fördern.

Xing konzentriert sich auf den deutsch-sprachigen Markt. Ich bin dort als freier Schriftsteller und Foto-Amateur registriert. Im Laufe von zwei Jahren erhielt ich 3-4 Kontaktangebote. Meistens ging es um Text- oder Bildverarbeitungs-Software, die man mir verkaufen wollte. Ein anders Mal wurde mir ein Nebenjob angeboten, bei dem ich auf leichte Art sehr viel Geld hätte verdienen können. Als man sich persönlich mit mir treffen wollte, habe ich gekniffen.

Ganz anders ist LinkedIn. Es ist das einzige soziale Netz, in dem ich nicht mit einem Pseudonym auftrete. Ich besitze hier etwa 40 Kontakte zu Fachkollegen auf der ganzen Welt. Diese verfügen ihrerseits über Kontakte zu Kollegen, die ich meistens nicht kenne. Einige besitzen ihrerseits mehrere Hundert Kontakte, von denen ich biographische und geschäftliche Daten angeboten bekomme. Wenn ich noch beruflich tätig wäre, könnte man daraus evtl. etwas machen. Bisher habe ich nur Weihnachts- und Neujahrsgrüße ausgetauscht.

Sicherlich haben einige Leserinnen und Leser andere Erfahrungen gemacht. Sie können gerne darüber in Form eines Kommentars berichten.

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