José
Encarnação (JE):
Meine Haupttätigkeiten – als „Informatik-Rentner“ – liegen zurzeit in der Beratung und
Unterstützung bei der Konzeption, der Entwicklung und der Umsetzung von
Forschungsvorhaben und Innovationsstrategien zur sozio-ökonomischen
Entwicklung, hauptsächlich von Schwellenländern wie z.B. Brasilien und Süd-Afrika,
aber auch für mein eigenes Geburtsland Portugal.
Innovation
wird für die Zukunft immer stärker das Fundament und der Haupt-Treiber für die
sozio-ökonomische Entwicklung und damit auch für den Wohlstand und für das friedliche
soziale Miteinander in einem Land. Innovation setzt aber auch riesige
Investitionen, gezielte Strategien und entsprechende Forschungs-Infrastrukturen
voraus. Wie können dann - und bei solchen hohen Kosten - Schwellen-Länder (wie
z.B. Brasilien und Südafrika) und kleine Länder in Europa (wie z. B. Portugal)
gegen große, sehr potente Länder, in welcher Form auch immer, mithalten und im
weltweiten, globalen Innovations-Wettbewerb partizipieren, um davon auch zu
profitieren und dadurch ihre eigene Zukunft einschließlich eigenem Wohlstand ebenso
zu sichern, wie die eigene gesellschaftliche und sozio-ökonomische Entwicklung
positiv zu gestalten? Diese Fragen beschäftigen und treiben mich sehr. Ich
würde sehr gern versuchen, einen Beitrag zu ihrer Beantwortung zu leisten. Dies
ist meine Hauptmotivation für einige meiner aktuellen Beratertätigkeiten, die
auf meine mehr als 40-jährige Erfahrung in führender, leitender Funktion und
Verantwortung für Forschung und Innovation, u.a. in der Fraunhofer-Gesellschaft,
basieren.
BD: Das Fachgebiet Computergrafik, auf das wir am Schluss
noch eingehen, hat sich dynamisch weiterentwickelt. Ihre Ausstrahlungskraft
scheint geografisch keine Grenzen zu kennen. Bei welchen Lokationen oder
Institutionen haben Sie die stärkste Wirkung hinterlassen? Was verbindet z. B.
Rhode Island mit Panama und Singapur? Wie weit ist die internationale
Kooperation von den gerade aktiven Personen abhängig?
JE: Ich bin mit 18
Jahren, also direkt nach dem Abitur in Portugal, nach Deutschland gekommen und bin
in diesem Land in jeder Hinsicht „groß und alt“ geworden. Ich habe hier
studiert, promoviert und beruflich Karriere gemacht, … aber auch eine Familie
gegründet (inzwischen drei Kinder und neun Enkel!); man kann schon sagen,
dass ich vollständig und erfolgreich integriert bin und mich in Deutschland sehr
wohl fühle. Ich bin Deutschland auch sehr dankbar für alles, was es mir
angeboten und ermöglicht hat. ABER ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass
Fleiß, Intelligenz, Kreativität und Innovationsfähigkeit keine Nationalitäten
kennen und auch keinen Reisepass besitzen …
Von
dieser Überzeugung getragen war ich immer in meinen Forschungs- und
Innovations-Aktivitäten sehr international orientiert und global agierend. Ich
wollte mit den weltweit besten Forschern
in den interessantesten Projekten zusammenarbeiten, zu dem gemeinsamen Erfolg beitragen und mit den dabei erzielten
Ergebnissen auch mein Institut in Darmstadt (das Fraunhofer-Institut für
Graphische Datenverarbeitung − das IGD) vorantreiben, profilieren, finanziell
sichern und zu einem weltweit führenden Institut auf unserem Fachgebiet machen.
Ich glaube, dass mir das gelungen ist.
Ich
wusste schon sehr früh und sehr wohl, dass es dabei weder möglich, noch
sinnvoll, noch angebracht wäre zu versuchen, möglichst vieles nach Darmstadt zu
holen oder zu versuchen in Darmstadt alles allein zu machen was an Forschung
und Innovation in meinem Fachgebiet anstand und zur weiteren Entwicklung des
Fachgebietes notwendig war. Ich war davon überzeugt, dass man stattdessen dafür
ein internationales und globales Forschungs- und Innovations-Netzwerk für das
eigene Fachgebiet aufbauen und pro-aktiv betreiben müsste. Alle, die Teil von bzw.
als Partner in diesem Netzwerk werden sollten bzw. wollten, sollten zuerst
lokal, d.h. in ihrem jeweiligen Land fachlich führend sein und sie sollten es auch
als ihre primäre Aufgabe sehen – auch um die eigene Finanzierung über lokale
Möglichkeiten und Programme zu sichern − die Themen, Probleme und Anwendungen,
die lokal als wichtig und prioritär angesehen wurden, bestmöglich zu erforschen
bzw. zu lösen.
Die
dabei gewonnenen Erkenntnisse und erzielten Ergebnisse sollten dann, in einem
zweiten Schritt, im Rahmen eines Technologie-Transfers innerhalb des Netzwerkes
alle Mitglieder in einer abgestimmten und vertraglich geregelten Form zur
Verfügung stehen und zu Gute kommen. Die Vision war es, einen eigenen Markt, so
eine Art globale „Economy of Scale“ für die Forschung und Innovation im Gebiet
der Graphischen Datenverarbeitung zu schaffen; davon sollte dann auch das
Fraunhofer IGD profitieren und dabei eine führende und gestaltende Rolle
übernehmen.
BD: Wie findet der
Technologietransfer am effektivsten statt? Welche Bedeutung haben eigene
Schüler, gemeinsame Projekte oder gegenseitige Besuche? Welche Erfahrungen
genereller Art haben Sie gemacht?
JE: Um den Technologietransfer nach und von
Darmstadt aus effektiver zu machen und um für das eigene Institut, das
Fraunhofer IGD, eine eigene, solide „Economy
of Scale„ für das eigene Fachgebiet zu schaffen, habe ich seinerzeit das
INI-Graphics.net aufgebaut (INI = International Network of Institutions). Ich
gründete weltweit und im Laufe der Zeit mit lokalen, prominenten Universitäten
verschiedene Partnerschaften und z.T. auch
neue Einrichtungen für Research &
Innovation (R&I) in Computer Graphics in USA, Panama, Korea, Singapur,
Italien, Spanien und Portugal. Sie waren alle, jede für sich, unabhängige und
selbstständige R&I-Einrichtungen in Computer Graphics, die ein sehr starkes,
lokal geprägtes R&I auf dem Gebiet der Graphischen Datenverarbeitung betrieben
haben, um dann, in einem zweiten Folgeschritt, mit den erzielten Ergebnisse und
IPRs „über und in der Familie“, das INI-Graphics.net, international (global) zu
agieren, zu vermarkten und zu vertreiben. Im Netzwerk wurde teilweise
Forschungspersonal ausgetauscht und gemeinsame Projekte durchgeführt, um auch
intern ein Know-How Transfer zu realisieren.
Das
INI-Graphics.net sollte also die Basis und der Träger sein für eine starke,
internationale, global agierende „Economy of Scale“ in R&I für die
Graphische Datenverarbeitung, mit einem gewissen Führungs- und
Gestaltungsanspruch des Fraunhofer-Instituts IGD in Darmstadt.
Das war
damals die Grundidee, die Vision, und sie war wohl nicht ganz falsch, denn sie
hat bis zu meiner Pensionierung sehr gut geklappt und erfolgreich Früchte
getragen. Sie lebt sogar noch heute weiter, wenn auch in der neuen Form einer „GraphicsMedia.net
GmbH“ und mit geänderter Besetzung und Führung, nämlich mit Gruppen in China
(Beijing), Deutschland (Berlin, Kaiserslautern , Spanien (San Sebastian),
Panama und Portugal (Guimarães). Sicherlich muss man aus der Erfahrung in der
Vergangenheit lernen und es gibt selbstverständlich noch viel Raum für
Verbesserungen und Optimierungen, aber die Idee eines lokalen, starken und fokussierten
Agierens und Betreibens von R&I, mit einem dann folgenden, globalen
Vertreiben und Vermarkten der gewonnenen Erkenntnisse und der in Projekten
erzielten Ergebnisse über ein eigenes Netzwerk, „die Familie“, scheint als
solche richtig und ein erfolgversprechendes Modell für die Zukunft dieser Art
von R&I Aktivitäten zu sein.
Aber
das hat auch nur deswegen ganz gut geklappt, weil die „richtigen Champions“ für
die lokale Führung der einzelnen Gruppen gewonnen werden konnten. An jedem
Standort wurde die Führung immer nach demselben Muster aufgebaut, nämlich eine
doppelte „Führungs-Spitze“ mit einer starken, lokalen Forscherpersönlichkeit
und mit einer zweiten Forscherpersönlichkeit mit starker Bindung an Darmstadt (ein
Schüler von mir, ein ehemaliger Doktorand oder Visiting Professor, o.ä.). Wo die
doppelte Führungs-Spitze gut funktioniert hat, war die Gruppe im Netzwerk sehr aktiv
und sehr erfolgreich, wenn nicht, dann hat das z.T. sogar zur Auflösung und
Aufgabe der jeweiligen Gruppe geführt. Aber auch hier zeigte sich … „Menschen“
machen es!
BD: Im Falle Ihres
Heimatlandes Portugal geht Ihr Engagement offensichtlich weit über das rein
fachliche hinaus. Mir scheint, als ob die Idee des CoLABS darauf abzielt, eine
Forschungsstruktur aufzubauen, die eine Brückenfunktion enthält zwischen
Grundlagen und Anwendung. Gilt hier die Fraunhofer-Gesellschaft als Modell? Wie
weit ließ sich dieses Konzept bisher realisieren?
JE: Ein CoLAB (für
Co-operatives Laboratorium) ist eine selbständige und unabhängige,
neugegründete Forschungseinrichtung, die für ein aktuelles, für Portugal und seine
Wirtschaft sehr wichtiges und sehr relevantes Thema fortschrittliche Forschung
und Innovation (R&I) neu betreibt. Die an diesem Thema interessierte
Industrie (Hersteller, Anwender, Nutzer, Betreiber, Verbände, etc., etc., die
konkret einen Bezug und eigene Interessen bei diesem Thema haben; muss nicht
nur nationale Industrie sein) muss sich am Gründungskonsortium für das CoLAB
verbindlich und finanziell (cash!) beteiligen. Die für das Thema relevanten und
notwendigen Partner aus dem akademischen Bereich (Unis, Forschungseinrichtungen,
etc.) sollen andererseits auch Mitglieder im Gründungskonsortium des CoLABS
werden; die Industrie soll aber im „Drivers‘ Seat“ des CoLABS sitzen, d. h. das
„Sagen“ haben, aber nicht über das CoLAB allein bestimmen können.
Ein
CoLAB ist also eine Art gemeinnützige Einrichtung, die in Deutschland als eine
Mischung aus einem FhG- und einem DFKI-Institut verstanden werden kann. Für die
ersten fünf Jahre gibt es eine Grundfinanzierung vom Staat; das
Gründungskonsortium muss diese aber „matchen“ (ca. 50/50). Ziel eines CoLABs ist es auch eine bestimmte Anzahl von
„neuen“, für das jeweilige Thema wichtigen wissenschaftlichen Jobs zu schaffen;
die Höhe der Grundfinanzierung ist auch von dieser Zahl abhängig. Geplant ist
es, dass nach fünf Jahren ein CoLAB in der Regel eine sichere, eigene
Finanzierung hat.
Die
Thema X soll bzw. die Themen XY sollen für das Land, für seine sozio-ökonomische
Situation und für seine wirtschaftliche Zukunft sehr relevant sein. Zur Lösung
der Probleme oder zur Realisierung der Anwendungen die das Thema selbst
impliziert, werden neue Technologien, neue Systeme und neue Innovationen
gebraucht werden, die dann Gegenstand vom R&I des CoLABS sind. Wenn die vom
CoLAB in der Behandlung des Themas entwickelten und erfundenen Innovationen
wirklich neu und sehr innovativ sind, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
haben und sich gut übertragen lassen,
dann werden sie auch im globalen Innovationsmarkt ihren Platz und ihre Kunden
finden; sie werden dann zu einem Geschäft für die bei ihrer Entwicklung im
CoLAB beteiligte Industrie. Portugal wird dadurch und damit zu einem „Player“
im globalen Innovationsmarkt, mit allen Vorteilen, die das für seine Wirtschaft
und sozio-ökonomische Entwicklung impliziert.
Wenn nicht, dann sind mindestens die Probleme gelöst oder die Anwendungen realisiert worden, die im Thema selbst impliziert waren. Man hat dann für Portugal zumindest das Thema fortschrittlich und innovativ erledigt und die dafür getätigten Ausgaben und Investitionen sind nicht „versenkt“ worden, d. h. sie sind nicht umsonst gewesen. Beispiele von solchen Themen sind u.v.a.: Digitalisierung der portugiesischen Produktions-Industrie; Digitalisierung der portugiesischen Weinindustrie; Integriertes und intelligentes Brandmanagement und Feuerbekämpfung; R&I for the Atlantic; Green Ocean Technologies and Products; Sustainable CO2 Economy; Innovation in the Food Industry; Cyberphysical Systems and Cybersecurity; Smart Energy Services Innovation; Energy Storage; Future Built Environments; etc. etc.; etc..
Es
wurde ein unabhängiges “International Panel for the Assessment and Evaluation of
CoLAB Proposals” mit sieben Experten aus sechs Ländern vom portugiesischen
Forschungsministerium (MCTES) ins Leben gerufen und von der portugiesischen
Forschungsstiftung (FCT) gemanagt; ich bin der Chairman dieses Panels. Inzwischen
sind in drei Evaluierungsrunden insgesamt 26 CoLABS genehmigt worden; wir reden
immerhin - bei einer „Bootsstrapping“-Phase von fünf Jahren- über 5 x 26 = 130
Mio. EUR Base Funding in diesen 5 Jahren + 130 Mio. EUR der zugehörigen
Industriekonsortien als Matching Fund, das bedeutet eine Gesamtfinanzierung
dieser Initiative mit 260 Mio. EUR in 5 Jahren ... und das ist schon etwas! Da
das vorgesehene und seitens des Staates vorhandene Finanzierungsgeld aber immer
weniger wird und langsam ausgeht, werden wohl nicht mehr viele CoLABS noch dazu
kommen.
Wenn
2/3 der CoLABS nach 5 Jahren immer noch überleben und sich stabil konsolidieren
lassen, dann werden um die 20 CoLABS übrig bleiben und voll funktionsfähig sein.
Diese werden die Innovationskraft von Portugal sehr wesentlich und sehr
zielorientiert stärken, und das Land in der neuen digitalen und globalen
Weltwirtschaft gut voranbringen und für Portugal einen Platz im globalen
Innovationswettbewerb der Länder schaffen. Insofern könnte diese Konzeption und
diese Strategie mit den CoLABS für Portugal zu einer Erfolgstory werden ... mal
sehen! Die Zukunft wird es zeigen.
Das
Begleiten, das Monitoring und die Kontrolle der 26 genehmigten CoLABS in der
jetzt laufenden „Bootstrapping“- und Implementierungs-Phase wird z. Z. von der
portugiesischen Innovationsagentur (ANI) wahrgenommen. Ob am Ende dieses
Prozesses alle CoLABS gebündelt und zu einer eigenen Organisation werden (z.B.
nach dem Muster der Fraunhofer-Gesellschaft in Deutschland oder der Catapult
Labs in UK oder in einer anderen, für Portugal geeigneteren Form) ist noch
nicht abschließend diskutiert und auch nicht politisch entschieden worden. Es
könnte aber Sinn machen und die Position und Rolle der CoLABS im Land stärken
und ihre Vertretung als Gruppe einfacher, stärker und effizienter machen. Das
wird aber Gegenstand einer späteren Entscheidung in Portugal sein.
BD : Der Weinbau am Douro oder der Algensalat von
der Algarve mögen zwar für die Ernährung der Bevölkerung Europas große
Perspektiven eröffnen, für uns Informatiker scheint die Digitalisierung der Themenbereich
zu sein, wo unsere Kompetenz eine große Rolle spielt. Wie beurteilen Sie
Portugals Bemühungen auf diesem Gebiet? Gibt es Dinge, die wir von Portugal
lernen können?
JE : Digitalisierung ist eine „Transformation“,
also ein Prozess, der überall dort stattfindet, wo man Daten und Funktionen von
„analog“ zu „digital“ transformiert. Das passiert z. Z. fast überall, bei
praktisch allen heute bereits existierenden Technologien, Systemen,
Anwendungen, Dienstleistungen, etc., etc. und dies in allen Gesellschafts- und
Lebensbereichen: Diese „Transformation“ ermöglicht aber auch selbst neue
Technologien, Systeme, Anwendungen, Dienstleistungen, etc., etc. an die man
vorher nicht gedacht hatte oder die vorher nicht möglich waren. „Digitalisierung“ ist dadurch auch ein
„enabling“ Prozess. Die Gesellschaft wird damit in allen ihren Bereichen vollständig
verändert. Es liegt jetzt an uns sie entsprechend zu gestalten.
Deswegen
ist bei der Konzeption der CoLABS und bei der Evaluierung der Anträge, die
dafür vorgelegt wurden, sehr viel Wert darauf gelegt worden, dass die neuesten
IKT-Technologien und Informatik-Methoden bei der Erarbeitung der angestrebten
und für die jeweiligen Ziele der CoLABS notwendigen Innovationen eingesetzt
bzw. genutzt werden. Es wird dadurch erwartet, dass IKT und Informatik nicht
nur als Werkzeuge, sondern auch zu „Enabler“ für die neuen Technologien,
Systeme, Problemlösungen und Anwendungen zu dem jeweiligen, vom CoLAB
bearbeiteten Thema werden. Damit wird „eine Digitalisierung“ dieses
Themenbereiches realisiert und umgesetzt; durch die Menge der durch die 26
CoLABS insgesamt bearbeiteten Themen wird somit auch eine Digitalisierung „in
der Breite“ erreicht. Ich glaube, dass das eine gute Strategie ist, um bei dem
„Digitalisierungsprozess“ in einem Land wie Portugal gut und zügig in allen für
das Land wichtigen Bereiche voranzukommen.
BD : Ihr eigentliches Fachgebiet,
die moderne Computergraphik, ist heute geprägt von Visualisierung, Visual
Computing, Digitale Medien, Virtual und Augmented Reality, Simulationen und
Animationen, Games und vieles mehr. Mich würde daher zum Schluss interessieren,
wie Sie die Zukunft Ihres Fachgebiet und zugehöriger Anwendungen in unserer, in
Zukunft praktisch fast vollständig digitalen Gesellschaft sehen.
JE: Die heutige
Generation der „unter 20 Jahre„ wächst und lebt in einer sich immer stärker
digitalisierenden Gesellschaft, mit sozialen, digitalen Medien, mit
Cybertechnologien (Virtual Realities – VR;
Augmented Realities – AR; Mixed Realities - MR), mit
computer-generierten Simulationen und Animationen, mit Computer-Games, etc.,
etc.. Diese sind aber auch alles Techniken und Technologien der heutigen,
modernen Computergraphik im weitesten Sinne.
Diese
Generation von Menschen leben, handeln und akzeptieren ihre Art mit „digital
media platforms“ wie YouTube, Facebook, Twitter, Google und Apple zu leben. Sie bildet die wichtigste
Kundenbasis von einigen der heute größten Firmen der Welt und sie haben auch
keine Probleme in Akzeptanz und Benutzung der Cybertechnologien (VR, AR, MR),
die sie von heutigen Simulations- und Animations-Anwendungen und auch von
Computer-Games schon gut kennen und mit denen sie schon viele Erfahrungen
gesammelt haben.
Diese
Generation der „unter 20 Jahre“ wird aber auch der Kern der Menschen in unserer
zukünftigen „Digitalen Gesellschaft“ sein und dort die Masse der arbeitenden
Menschen bilden. Diese kommende Generation wird mit neuen Formen der
Interaktion, der Sozialisation, der digitalen Dienstleistungen und der
digitalen Anwendungen in unserer auf IKT-Technologien basierenden und von IKT-Technologien getriebenen „Digitale Gesellschaft“ leben, arbeiten und sozial
agieren. Diese Generation ist daher vorbereitet und bereit, aber auch besser
ausgebildet und besser „mentalisiert“ um sich auf solche Dienste und
Anwendungen zu verlassen und sie zu nutzen. Sie fragen nicht „Warum?“ oder
“Wieso?“, sondern eher „Für was?“ und „Wie?“; wir können sie die „Digital
Natives“ nennen.
Gleichzeitig
gibt es schon Firmen überall in der Welt, die an einer „Augmented Reality (AR)
Revolution“ arbeiten, in dem sie AR Plattformen für das „Mergen“ von reellen
und virtuellen Inhalten erfinden und entwickeln; diese digitale Inhalte (2D und
3D) werden kontext-abhängig miteinander verflochten und mit intelligenten
Schnittstellen zur Nutzung durch die „Digital Natives“ zur Verfügung gestellt. Hierbei werden folgende Geräte und Methoden eine Verwendung finden: spezielle Brillen, Methoden von Computer Vision für Tracking,
Lokalisierung und Rekonstruktion, aber auch Methoden des maschinellen Lernens
und „deep neural networks“ für „natural language interfaces für diese
„computer-generierte Realitäten“. Dadurch werden vielfältige Arten und Typen
von neuen, intelligenten Schnittstellen, wie z.B. „digitale virtuelle
Assistenten“ und „digitale Charaktere“ für die verschiedensten Zwecke und
Anwendungen realisiert und zur Nutzung durch die „Digital Natives“ breit
angeboten werden können.
Diese
neue Formen von digitalen Diensten und digitalen Anwendungen werden eine
optimale Überlagerung von realer Welt mit virtuellen Welten (Mixed Realities)
darstellen; sie werden über „Cyberspace Umgebungen“ (Cyberspace Environments −
CE) für die „Digital Natives“ entwickelt und angeboten werden. Es wird „CEs“
geben, speziell und optimiert für zu Hause, für den Arbeitsplatz, für die
Schule, für das Krankenhaus, für Sport und Entertainment und für vieles mehr.
Die „CEs“ werden miteinander verbunden, vernetzt und „interoperable“ sein; sie
werden auf große Datenbanken zugreifen, Daten miteinander teilen und Mobilitätsmöglichkeiten
ermöglichen. Das Ergebnis dieser „Innovationswelle“ werden neue Formen und
Typen von Produkten und Systemen für neue Konzepte und Ziele für digitale,
graphisch-interaktive und multimediale Dienstleistungen und Anwendungen in
diesen „CEs“ für die „neue digitale Gesellschaft“ sein.
Dies
wird neue Firmen, neue Märkte und neue Arbeitsplätze zur Folge haben, die sich
in einer Art von „nach YouTube, Facebook, Twitter, Google und Apple - Ära“ fest
etablieren werden. Es werden neue Märkte und neue Business Models entstehen.
Wenn Europa dabei sein will und davon profitieren möchte, auch um ihre eigene
sozio-ökonomische Entwicklung und ihren Wohlstand zu sichern, dann muss es
sich an die Erforschung, Entwicklung und Realisierung solcher „CEs“, zugehörige
Plattformen, Dienste und Anwendungen schnellstens heran machen. Andernfalls läuft
Europa die große Gefahr die nächste „Digitale Revolution „( wieder?!) zu
verpassen.
BD : Haben Sie vielen
Dank, Herr Encarnao! Bei der Beantwortung meiner Fragen haben Sie uns Ihre
Sichten und Erfahrungen zu Themen wie „Technologie Transfer“, „Rolle und
Möglichkeiten der Schwellenländer im globalen Innovationswettbewerb“ und die
„portugiesische CoLAB Initiative“ vermittelt
und erläutert. Auch wagten Sie einen Blick in die Zukunft Ihres Fachgebiets,
der Computergrafik.