In dem Beitrag über Horst Remus in diesem Blog wurde Bezug genommen auf die europäischen Labors der IBM und speziell auf den Aufbau ihrer Software-Kompetenz. Auf einer Tagung in Amsterdam im November 2007 hatte ich ein wichtiges Teilgebiet aus der Anfangsphase dieser Aktivitäten ausführlich beschrieben, nämlich das Gebiet des Compilerbaus. Entgegen der Planung des Veranstalters wurden die Vorträge der Tagung nie veröffentlicht. Ich stelle daher meinen Beitrag online zur Verfügung.
Ursprüngliche IBM-Laboratorien in Europa
Wie in der hier wiedergegebenen Tab. 2 dieses Vortrags dargestellt, sind von den ursprünglich fünf Labors heute nur noch Böblingen und Hursley in der Software-Entwicklung aktiv tätig. Lidingö und Uithoorn wurden zu nationalen Vertriebszentren. La Gaude spielt die Rolle eines europäischen Beratungs- und Demozentrum für integrierte und netzbasierte Anwendungen. Wurde von sechs Labors gesprochen, dann wurde das Wiener Labor mitgezählt. Weltbekannt wurde es durch die formale Definition von PL/I. Es war ursprünglich kein Entwicklungslabor. Es war während der 1980er Jahre in der Programmprodukt-Entwicklung tätig, ist aber inzwischen aufgelöst. Das Labor in Zürich ist ein reines Forschungslabor.
Hursley hat seine starke Position auf dem Gebiet der Transaktionsmonitore ausgebaut, und ist heute mit der Produktfamilie MQ (dem Nachfolgeprodukt von CICS) im Markt vertreten.
IBM Labor Böblingen
In Böblingen wurden die Betriebssystem-Entwicklung im VSE- und MVS-Bereich um die weltweite Linux-Verantwortung erweitert. Linux wurde nicht nur an Großrechner angepasst, es wurde auch für ein Mehrkern-Chip (Cell Broadband Engine) optimiert. Unter dem Produktnamen Tivoli werden Lösungen für Cloud Computing, Virtualisierung und Automatisierung von Abläufen in Rechenzentren entwickelt. Hier arbeitet das Böblinger Labor eng mit der SAP AG in Walldorf zusammen. Außerdem wurden alle ursprünglich im Programmprodukt-Entwicklungszentrum (PPDC) Sindelfingen beheimaten Aktivitäten im Labor Böblingen zusammengefasst. Daraus entstanden eine Reihe von Workflow- und Data-Mining-Produkten, die als Teil der DB2-Produktfamilie vermarktet werden. Böblingen ist auch verantwortlich für das Portal-Produkt WebSphere. Darüber hinaus beteiligen sich einige Gruppen an der Entwicklung von Produkten der Lotus-Familie.
Sowohl Hursley wie Böblingen beschäftigen im Software-Bereich je etwa 1000 Mitarbeiter. Beide Labors besitzen auch noch eine Kompetenz im Hardware-Bereich. Bezogen auf die Zahl der Mitarbeiter sind die Hardware-Abteilungen in beiden Labors heute wesentlich kleiner als die Software-Funktionen.
In den letzten 10 Jahren kam es zu einer Reihe von Neugründungen, sowohl in Europa wie in Asien und Südamerika. Neue europäische Labors gibt es in Dublin (mit Außenstellen in Cork und Galway), Rom, Krakau und Moskau. Sie umfassen jeweils zwischen 300 bis über 1000 Mitarbeiter. Durch Akquisitionen übernommen wurden u.a. Lokationen in Stockholm, Paris, Helsinki, Delft, Warschau, Zürich und Genf. Dabei sind diese Labors eher spezielle Entwicklungsgruppen mit 15 bis 50 Entwicklern. Erwähnen möchte ich, dass IBM ihre größten Labors heute in Indien und China betreibt. Allein im Großraum von Bangalore sind für IBM etwa 40.000 Mitarbeiter in Forschung, Entwicklung und Dienstleistungen tätig. Die IBM Indien beschäftigt zurzeit über 130.000 Mitarbeiter, im Vergleich zu etwa 20.000 bei der IBM Deutschland und 400.000 weltweit.
Lieber Bertal, dass sollten Sie mal von einem aktiven IBMer querlesen lassen. Dieser Stand ist schon wieder überholt. Die Wandlungsfähigkeit der IBM und der Wandel der Ausrichtung der Labors ist immer wieder beeindruckend. Viele Ehemalige kennen die IBM nicht wieder
AntwortenLöschenLieber Manfred Roo,
AntwortenLöschenich weiß, dass ich nicht alle Veränderungen mitbekomme. Leider hat mich der aktive IBMer, den ich einspannen wollte, hängen lassen. In einem solchen Falle übernehme ich halt das Risiko für kleine Fehler.