Alarm ist etwas Gutes. Es ist eine Warnung, die ertönt, aber nur dann,
wenn Gefahr droht. Alarmismus ist nicht gut. Es ist eine Übertreibung, ja eine
gefährliche Verzerrung. Es ist dasselbe Verhältnis wie bei dem Wortpaar Islam
und Islamismus. Der Islam fällt unter die Freiheit der Religion. Gegen
Islamismus helfen nur Polizei und Verfassungsschutz. Das Urteil, alles sei nur
Alarmismus, was über den Klimawandel gesagt wird, fällt ein Buch, das ich gerade gelesen habe. Es ist
eigentlich ein einziger, massiver Vorwurf, der gegen die offizielle Politik
erhoben wird. Ich meine das Buch `Die
kalte Sonne‘ von Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning. Es hat 445 Seiten
und allein bei Amazon seit seinem Erscheinen im Februar 2012 bereits über 100
Rezensionen erhalten.
Ehe ich etwas derart Politisches lese, frage ich zuerst, wer die
Autoren sind. Der Name Vahrenholt
kam mir bekannt vor. Er war Umwelt-Senator in Hamburg von 1991-1997 unter
Henning Voscherau (SPD). Jetzt arbeitet er für das RWE, einen unserer vier
Energie-Riesen. Lüning ist ein junger Wissenschaftler, Spezialist für historische
Klimaforschung mittels Auswertung von Bohrkernen. Ein Ex-Politiker, so dachte
ich, gebremst und mit Fakten versorgt von einem Fachmann.
Schuld an einem verhängnisvollen Fehlalarm sei das Intergovernmental Panel on Climate Change, kurz IPCC
genannt. Es ist dies eine UN-Organisation und wird von dem Inder Rajendra Pachauri
geleitet. Im Deutschen spricht man auch vom Weltklimarat. Seit seiner Gründung
im Jahre 1988 hat er vier Sachstandsberichte geliefert, den letzten im Jahre
2007. Zusammen mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore erhielt der IPCC
im Jahre 2007 den Friedensnobelpreis.
Ich schicke vorweg, dass ich nicht zu 100% beurteilen kann, ob alle
Vorwürfe berechtigt sind. Bekannt ist, dass dem IPCC einige Schnitzer
unterlaufen sind. So wurde berichtet, dass von einem Mitarbeiter in England
Daten manipuliert wurden. Auch wurde eine Prognose veröffentlicht, dass alle
Himalaya-Gletscher in nur wenigen Jahrzehnten schmelzen würden. Bei der
Pazifikinsel Vanuatu, für
deren Absinken zunächst ein Ansteigen des Meeresspiegels als Ursache verkündet
wurde, wurden tektonische Plattenbewegungen nachgewiesen. Alle diese Fälle
seien nicht isolierte Fehler gewesen, sondern Methode. Alles, was die
Kernbotschaft des IPCC unterstützt, würde gebracht. Alles andere würde
unterschlagen oder hingebogen.
Die Kernbotschaft des IPCC laute: Für die gefährliche Erwärmung der
Erde in den letzten Jahrzehnten gibt es nur einen Grund, und der ist von
Menschen gemacht (anthropogen). Es sei der durch die Nutzung fossiler
Brennstoffe verursachte erhöhte Kohlendioxyd-Ausstoß (CO2-Ausstoß).
Der führe zu einem Treibhaus-Effekt. Es sei daher die Aufgabe der Menschheit,
so schnell wie möglich den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Es wurden
zulässige Zielvorgaben errechnet, bei deren Einhaltung die zusätzliche
Erwärmung 2° Celsius nicht überschreiten würde. Bekanntlich wurde 2009 bei der Konferenz
in Kopenhagen heftigst darum gerungen, alle Länder zu einer
Selbstverpflichtung zu überreden. Es scheiterte am Widerstand der
Schwellenländer, angeführt von China. Ihr Argument war: Das Problem hätten die
Industrieländer zu verantworten. Es sei unfair, die Entwicklungs- und
Schwellenländer daran zu hindern, auf das Wohlstandsniveau der Industrieländer
aufzuholen.
Die wesentliche Kritik des Buches an der IPCC-Methode ist, dass eine
mono-kausale Sicht nicht wissenschaftlich sein kann, und dass das IPCC sich
primär von politischen Erwägungen leiten lässt. Das politische Ziel sei es,
einen Transfer von Ressourcen weg von den Industrieländern hin zu den
Entwicklungsländern zu erreichen. Das immer wiederkehrende fachliche Argument
der Autoren ist, dass der Einfluss der Sonne auf das irdische Klima entweder
unterschätzt oder aber ausgeklammert wurde. Die Wahrheitsfindung würde auch
hier durch wissenschaftliche Cliquen erschwert, die um Forschungsmittel und
Lehrstühle kämpfen.
Bekanntlich wird das Klima durch diverse
Rückkoppelungseffekte in der Atmosphäre und in den Ozeanen bestimmt. Den El Niño im Südpazifik kennt jedes Kind. Aber auch die Sonne
durchläuft periodische Schwankungen, was ihre Wärmeausstrahlung und ihr
Magnetfeld betrifft. Die von der Aktivität in der Sonne bewirkten Schwankungen
lassen sich mit der Größe und Zahl der Sonnenflecken in Beziehung setzen. Außerdem
gibt es Schwankungen in der relativen Position von Erde und Sonne. Es gibt
kurzfristige (11 Jahre), mittelfristige (60-90 Jahre) und langfristige
Schwankungen (500-1000 Jahre), die sich überlagern. Alle diese Schwankungen
sind schon lange bekannt. Was weniger bekannt ist, ist ihre Auswirkung. Würde Erik der Rote (um
950-1003) als Kronzeuge zur Verfügung stehen, wäre die Streitfrage leicht zu
klären. Er überzeugte Isländer und Norweger mit ihm auf der Grünland genannten
Insel zu siedeln. Dort herrschte damals ein Klima, das Wein- und Obstbau gestattete.
Der in den letzten 100 Jahren festgestellte stetige Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur sei in den letzten 10 Jahren (angeblich) zum Stillstand gekommen. Ich frage mich, wieso ist mir dies in den sonst so sensiblen Medienberichten bisher nicht aufgefallen. Oder ist es totgeschwiegen worden, weil Medien grundsätzlich nur die schlechten Nachrichten bringen? Für dieses (nicht in das Schema passende) Phänomen habe der Weltklimarat keine Erklärung. Nach Ansicht der Autoren kann dieses Abflachen durchaus auf einen der vielen Sonnenzyklen zurückzuführen sein. Die Sonne schwächelt gerade. Sie tritt in eine Phase, die zu niedrigeren Temperaturen führt (daher der Titel des Buches). Die Aufwärmung der Erde verschiebe sich und ist möglicherweise auch in den nächsten 50 Jahren nur halb so groß wie vom Weltklimarat geschätzt.
Ein Beispiel, wo die Auswirkung kosmischer Strahlung nach Ansicht der
Autoren bisher völlig unterschätzt wurde, ist der Prozess der Wolkenbildung.
Damit verwandt ist die Funktion von Aerosolen. Das sind atomare oder
molekulare Schwebeteilchen. Sie können Sonnenlicht direkt reflektieren oder
aber die Wolkenbildung beeinflussen. Den meisten Klimamodellen, die vom IPCC
benutzt werden, läge keine gute Theorie für die Wolkenbildung zugrunde.
An dieser Stelle treffen die Autoren bei mir auf verwandte Gedanken,
die ich schon des Öftern geäußertes habe. Modellbauer laufen überall Gefahr,
nur das für ihr Modell als relevant anzusehen, was sie verstehen. Wo immer es
Lücken im Verstehen gibt, gibt es Fehler im Modell. Man kann auch keine
Kompensation für unbekannte Fehler machen. Deshalb ist es wichtig, dass man
Modelle testen kann, d.h. mit der Realität vergleichen kann. Bei
Computer-Programmen, die ja auch Modelle sind, hat man fast immer Testdaten,
also Bezugspunkte zur Realität. Dabei ist es alles andere als trivial, zu
beschreiben, was ein vollständiger Testsatz ist.
Klima-Modelle werden mit Hilfe historischer Daten getestet. Die etwa 30
Klima-Modelle, die es gibt, unterscheiden sich dadurch, mit welchen Ausschnitt
der Vergangenheit sie kalibriert wurden. Oder anders herum gesagt, man nimmt
für jedes Modell nur die Werte, die passen. Dann noch zu sagen, dass man aus
Modellen etwas über die Realität lernt, ist reine Selbsttäuschung. Kein
Programmierer der Welt würde sich trauen zu behaupten, dass er aus einem
Programm, das er entwickelt, etwas über die Realität lernt. Er wird lediglich
dazu gezwungen, bevor er das Programm schreibt, mehr als bisher nötig über die
Realität zu erfahren.
Die Argumente gegen das vom IPCC verkündete Szenario werden mit Unmengen
von Tabellen und Grafiken sowie Hunderten von Literaturzitaten untermauert. Die
Autoren gelangen zu dem Ergebnis, dass die Dringlichkeit, mit der bisher das
Klimaproblem angegangen wurde, überhaupt nicht berechtigt ist. Eine massive
Umlenkung von Ressourcen ist nicht nötig. Die schwächelnde Sonne sorgt sogar dafür,
dass wir auch andere Probleme, wie die Welternährung oder die Wasserversorgung
angehen können. Vielleicht erhalten wir sogar die Zeit, um andere
Energiequellen zu erschließen. Eine davon könnte die Kernfusion sein. Oder aber
eine ausgereiftere Form der Kernspaltung.
Wie sagt da der Berliner so schön? ‚Nachtigall,
ick hör dir tapsen!‘
I have heard anecdotal reports of academic research grants to the National Science Foundation and National Institutes of Health in the USA incorporating climate "detours" in order to increase likelihood of successful approval.
AntwortenLöschenMy brother is a geophysicist (MS Stanford) and has been convinced that there is some climate-change virus that has attacked scientists for these last years - preventing them from looking objectively at the data. His point is also that the CO2 level contribution to the warming is just NOISE in comparison to the effect of the sun - which undergoes enormous variations in strength and energy. He is an expert in magneto-tellurics and often measures solar wind.
I had to laugh at "sonst so sensiblen Medienberichten".
Calvin Arnason
Am 14.7.2012 schrieb Peter Hiemann aus Grasse:
AntwortenLöschenich habe vor kurzem gelesen, dass der Energieverbrauch einer durchschnittlichen Person heute in Europa einen Lebensstandard erlaubt, von dem die alten Römer nur träumen konnten. Ein alter Römer hätte 50
Sklaven gebraucht, die für einen entsprechenden Energieaufwand hätten aufkommen müssen. Bei diesem Vergleich handelt es sich allerdings um einen Kategorienfehler. Lebensstandard und Energieaufwand gehören
verschiedenen Kategorien an. Aber eine Korrelation zwischen beiden ist nicht von der Hand zu weisen. Ich denke auch, dass eine Korrelation zwischen Energieverbrauch, der enorm angewachsenen Erdbevölkerung
und Klimaphänomenen existiert. Die Diskussion über das Thema wird politisch und wissenschaftlich kontovers geführt, weil mit dem Thema Energie gravierende ökonomische Interessen verknüpft sind. Man hört nicht nur die "Nachtigaln trapsen", sondern man hört auch die "Spatzen von allen Dächern pfeifen".
[Nachbemerkung BD: Zu einer zahlenmäßigen Korrelation muss auch eine Kausalbeziehung hinzukommen. Sonst ist das Ammenmärchen von den Störchen, die Babys bringen, durch das Fernbleiben von Störchen in unseren Breiten ja statistisch bewiesen.]